Das ist der "Stellvertreter Gottes auf Erden"?
Da weiß Gott gar nichts von! Wenn der das wüsste, der würde sich im Grab umdrehen.
Der Stellvertreter Gottes auf Erden ist also ein verbitterter, verstockter, deutscher Katholik?
Mit Augenringen wie die Panzerknacker?
So'n Gesicht kriegt man also, wenn man 80 Jahre lang die Menschen liebt.
Das kommt wahrscheinlich vom vielen Frohlocken?! "Hosianna!"
Wie ist der mit dem Gesicht Papst geworden? Hochgeschlafen hat der sich nicht, nein.
Ratzinger ... "Ratzinger" klingt auch schon wie so'n billiger Weißwein.
Das is'n Inquisitor! Immer gewesen, nie geleugnet.
"Glaubenskongregation" heißt das heute ... Ja "Raider" heißt auch "Twix".
Die Exorzismusschulen schießen wie Pilze aus dem Boden ...
Es wird zurzeit weltweit der Teufel ausgetrieben wie lange nicht mehr – das ist der nette Hardliner aus Altötting.
Ja stellen Sie sich's vor, sie haben 'ne Tochter, die ist 18., hat 'ne affektive Schizophrenie ... ja da holen Sie doch den Exorzisten, oder? Ja wenn sie katholisch sind, sollten sie das tun – das ist so angedacht:
"Herr Pastor, die Kleine hört Stimmen!" "Ja ich komm gleich."
Ja dann kommt der, und der Kleinen geht's schlecht. Die liegt da, und der ist ganz schwarz und bespritzt sie mit Wasser und drückt ihr das Kreuz auf den Körper und beschimpft sie auf lateinisch als Teufel ... Ja da wird die doch gesund! Aber ratzfatz wird die gesund. Das ist mal 'n Menschenbild, he?!
Heerscharen von Eltern und besorgten Pädagogen und Erziehungswissenschaftlern zerbrechen sich den Kopf, wie's den Kleinen besser geht seit Generationen, und die machen, wat se lustig sind.
Die Moslems müssen fünfmal am Tag auf die Verfassung schwören, bis die Finger bluten, und unsere eigene Kirche macht hier ihre Parallelgesellschaften auf – das verletzt mein sittliches Empfinden.
Wir gehen mit den anderen Fundamentalisten ins Gericht in andern Religionen – wir haben unsere eigenen noch nicht mal unter Kontrolle. Wir haben reichlich zu tun offensichtlich.
Vor zwei Wochen hat der Ratzinger die "Vorhölle" abgeschafft – ja! Ja! Haben Sie's auch gelesen?
Ja, in der Zeitung stand's, Ende April: * hat der die Vorhölle abgeschafft. Soll ich's noch mal sagen?
Er hat die Vorhölle ... abgeschafft – in den Psychiatrien sitzen Leute für weniger.
"Ey, ich hab heut morgen die Vorhölle abgeschafft."Nicht zu glauben!
"Ja ja, und ich bin der Kaiser von China."
"Doch wirklich, um acht Uhr hab ich die Vorhölle abgeschafft."
"Sie gehen jetzt mit den zwei kräftigen jungen Männern zurück auf ihr Zimmer."
Und die Vorhölle – ich weiß nicht, ob Sie's wussten, Fegefeuer auch genannt – war ja vornehmlich (das war die Begründung überhaupt), das Fegefeuer war ja vornehmlich für uneheliche und ungetaufte Kinder gedacht, und da das jetzt weltweit immer mehr werden, haben sie sich überlegt: Toll, "wir machen uns die Welt, widde widde wie sie uns gefällt ... la la la."
Ist 'n richtiges Sicherheitsrisiko dieser Ratzinger.
Wir hatten alle Hände voll zu tun im Sommer mit Kofferbombern und Truppen, die wir in den Nahen Osten geschickt haben, und der Heilige Bimbam schwadroniert hier, wie er lustig ist.
Alle standen mit Löschdecken im Heuhaufen, und der raucht eine nach der andern.
Ach, gestern, Morgenpost – haben Sie auch gelesen? "Papst kauft Viagra-Fabrik." Es stimmt!
Das ist toll, ich les mal den letzten Satz: "Der Papst wird zu dieser Entscheidung stehen."
Die Frauen sind für den Vatikan immer schon – und das scheint sich ja nicht zu ändern mit dem netten Hardliner aus Altötting – die Frauen sind für den Vatikan immer schon Menschen zweiter Klasse, knapp über dem Haustier. Immer schon.
Für Ehrenämter wahnsinnig gut zu gebrauchen: Wenn nicht die Frauen millionenfach Ehrenamt bekleiden würden an der Basis, das ganze wäre ein leerer, hohler, im Ritual verhafteter, gepuderter Tuntenhaufen und auch völlig sinnlos! Und teuer, teuer, richtig teuer – ja sicher ... "Küss meinen Ring! Du hast ihn auch bezahlt."
Deswegen heißt der doch auch so: "Benefiz der 16te." Ja, natürlich!
Diese ganzen Religionen sind ein einziger feuchter Männertraum, ich sag's Ihnen ... Von Männern für Männer – allein schon dieses "Papa-Mobil", das ist doch 'ne Monty-Python-Nummer, oder? Da sitzt einer im Panzerglas-Tresor und predigt Gottvertrauen – dem glaub ich doch alles! Ich meine, wenn der Hirte schon Angst hat vor den eigenen Schäfchen, was macht der, wenn der Wolf kommt? "Gib Gas, Giovanni, gib Gas!"
Haben die Dreck am Stecken!
Ich würd an seiner Stelle auch in so 'nem Panzerglas-Mobil durch die Gemeinde fahren, wenn ich so 'n schlechtes Gewissen hätte wie die ... Irgend so 'n afrikanischer Stammesfürst wird sich schon finden, der den einen Kopf kürzer machen würde, weil sein halber Stamm an Aids krepieren musste, die letzten 20 Jahre. Als Aids aufkam, kam auch Woytila an die Macht, und der hat 26 Jahre lang alles verboten ... 'ne ganze Generation hat da ins Gras gebissen, bloß weil der aus Borniertheit diese Tütchen verboten hat.
Irgendeiner findet sich da oder irgendein Befreiungstheologe, den er vernichtet hat, der Ratzinger, oder irgend 'ne Frau, die krepiert ist fast an ihrer Abtreibung – da hätte ich auch 'n Panzerglas-Mobil. Klar.
Wenn Sie mal Zeit haben abends und Sie haben einen Computer mit Google, mit Internetanschluss, dann gehen Sie zu Google und tippen oben in die Suchleiste einfach zwei Begriffe hintereinanderweg ein: Vatikan und Mafia ... 70.000 Treffer! [15.Juli'10: "Seite 11 von ungefähr 1.230.000 Ergebnissen"] Der Abend ist gerettet.
* Sax Royal: "Als ich diese freudige Botschaft soeben las, kam mir ein Traum in den Sinn, den ich jüngst hatte: [...] 'Ach,' sagte Jesus mit einem Kopfschütteln, "das sind Katholiken – die wollen das so.'"
Sax-Royal-Link **) Stephan Sattler (SJ) – Mitglied im M100 Sanssouci Colloquium
04/24'10 Matthias Matussek (SJ):
"Mein Freund Stephan Sattler, sicher einer der witzigsten und liebenswertesten Kollegen in unserem Kulturbetrieb, Stephan Sattler, Kulturchef des Focus, wurde 60, und am letzten Wochenende wurde gefeiert. Stephan Sattler – Petrarca-Kenner, Hegel-Kenner, Alleskenner [...]
Es war ein sehr netter Abend. Der israelische Botschafter Shimon Stein sprach, Ulla Berkéwicz sprach, Michael Krüger, Kollege Henryk Broder brachte wie immer den Saal zum Kochen. Hubert Burda rezitierte Hölderlin bei Kerzenlicht, und Joe Joffe verblüffte alle mit der neuen Technologie, er las nämlich ein sehr kompliziertes Zitat von Leo Strauss von seinem Blackberry ab. Ein Zitat übrigens, das Stephan mitsprechen konnte ... er kann alles mitsprechen: Er ist eine wandelnde Enzyklopädie.
Wahrscheinlich war es Hans Magnus Enzensberger, der – wie gesagt, bei sehr schummrigem Kerzenlicht – am besten die Wirkung beschrieben hat, die Stephan ausübt. Und zwar ist es die ironische Distanz, die er zu sich selber hat und zum Betrieb und die ihm eine schöne innere Freiheit verschafft, eine spielerische Freiheit. Oft wirkt Stephan Sattler so, als sei er ein römischer Prälat als Zaungast bei einer Schlammschlacht.
"Ich kenne Stephan Sattler seit meiner Kindheit. Ich schaute zu ihm auf, buchstäblich.
Er war im gleichen Jesuiteninternat wie ich, einige Klassen über mir. Was mir in Erinnerung geblieben ist von damals – naturgemäß sehr lückenhaft – aber an zwei Dinge kann ich mich sehr gut erinnern. Das eine war schon damals seine unglaubliche Weltläufigkeit – sein Vater war Botschafter am HS ('Heiliger Stuhl') – das andere: sein Trenchcoat.
Trenchcoat hab ich mittlerweile selber, an meiner Weltläufigkeit arbeite ich mit durchaus gemischten Resultaten. Aber eines ist uns beiden geblieben, und zwar das Interesse an Religion. Und Religion war auch an diesem Abend ein Thema, und es wurde sehr fröhlich und sehr freundlich darüber gesprochen. Und ich finde, über Religion sollte man überhaupt nur freundlich reden."
"Wahrlich," Micha? Du benutzt ein Wort wie "wahrlich"?!
Nur in extremen Ausnahmefällen wie diesem hier? Oder ...
** Matussek spricht tatsächlich so, wie das Spieglein schreibt!
Also genau in dieser unsäglich hässlichen, zerworfenen Spiegel-(Techno-)Schreibe: "Ich kenne Stephan Sattler seit meiner Kindheit. [...] Religion war auch an diesem Abend ein Thema, und es wurde sehr fröhlich und sehr freundlich darüber gesprochen."
Dann folgt der Satz "Und ich finde, über Religion sollte man überhaupt nur freundlich reden."
Diese Synchronität ist schon interessant, aber die Infos von der Feier noch viel mehr. Ich kann ja verstehen, weshalb der altgediente Koadjutor immer langweiliger auf dich wirkt. Ich meine, was willst du erwarten von einem Vorzeige-Untertan, der seit Kindheitstagen nichts anderes kennt, als der Ritter- und Bischofsgenossenschaft zu dienen. Der sich selbst in himmlischen Traumregionen seine gewohnte kafkaeske (Geistes- und) Lebensumgebung zurechtbaut: "sprach der fürs Protokoll zuständige Oberengel", Amtsengel ...
Ich nenne das inzwischen "die verbeamtete Phantasie". Und der deshalb automatisch alle Kunsteindrücke durch seinen römischen Filter jagt und im katholisch-konstantinischen Sinn spirituell-politisch verwurstet.
So gesehen wird er für mich zur sprudelnden Quelle okkulter Frömmigkeitstatbestände. Und wie's aussieht, sollte man den Matussek-Podcast wohl besser mitschneiden und protokollieren, wo er doch so fleißig und freizügig mit seinem Jesuitengeist hausieren geht ... Also danke für den Tipp!
Ich würde z.B. eher das Leo-Strauss-Gebet hervorheben oder einen Satz wie diesen: "Oft wirkt Stephan Sattler so, als sei er ein römischer Prälat als Zaungast bei einer Schlammschlacht."
Sattler ist Mitglied bei den "Potsdamer M100", einer Frontorganisation wie das Komitee der 300. Natürlich nicht von gleichem, aber doch ähnlichem Kaliber.
Es ist diese unsichtbare Einheitspartei der Papisten, die in allen Lebensbereichen Schlüsselpositionen innehat und so mit Leichtigkeit ihre Schäfchen hüten kann, die ihrerseits (mit solidaristischer oder sozialistischer Begeisterung) auch lieber gern behütet leben wollen als frei.
Deshalb lautet meine neue Überzeugung: wir werden nicht politisch beherrscht, sondern kulturell.
Mal ganz allgemein gefragt, was hält ein Träumer und Texter wie du eigentlich von Religion, die aus kanonisierten Buchstaben besteht? Wenn Texttheismus nämlich als Religion durchgeht, und nur dann, dann kann man auch den Marxismus oder Shakespearismus oder so als religiös bezeichnen.
Abstrakttheismus und Atheismus kommen letztlich doch aufs gleiche raus: angefangen von der Banalisierung der Träume bis hin zur (psychisch und physisch) monolithisch verwalteten Kommune.
Was nun die Vorhölle betrifft – der Papabischof hat den Club eröffnet, also hat er auch als einziger das Recht ihn wieder dichtzumachen. Stichwort: Frömmigkeitsstrategien, Frömmigkeitspolitik.
Hagen Rether liegt völlig richtig mit seinem "Das Fegefeuer war ja vornehmlich für uneheliche und ungetaufte Kinder gedacht, und da das jetzt weltweit immer mehr werden, haben sie sich überlegt: 'toll, wir machen uns die Welt, widde widde wie sie uns gefällt.'" Genau das machen sie, und zwar an allen Fronten. Mit Glasnost und Genozid, Mauerbau und Turmpulverisierung und allem sonstigen Krisen- und Erlösungstheater.
Weißt du denn, woher die Idee mit dem Fegefeuer stammt?
Terence McKenna:
"You know, the Christian notion of Purgatory which is a place where you go that is neither heaven nor hell, where you do time for minor in fractions, and then you get moved on to heaven. This idea was created ... I always assumed that it was dreamed up by some bishops of Rome, some synod or something. It was dreamed up by Saint Patrick to convert the pagan Irish! To convince them that Fairyland was part of the Christian map.
And he was so successful in converting the pagan Irish that, when letters went back to Rome describing how he did it, Purgatory became a general doctrine of the church, and then it was used very successfully to convert the pagan Slavs! So, Purgatory is Fairyland dressed up in Christian terminology. And what is the idea of Fairyland? It’s the idea that the dead live all around us, linger among us as disincarnate souls, and the fairies were very ambiguous, morally. I mean, sometimes they would only sour the milk but their favorite concern of fairies is – UFO freaks pay attention! – stealing babies! That's what fairies like to do."
The Jesuit Index of Tibetan Books, for instance. "The finest secret device ever invented for applying religion to the purpose of making men stupid." Or Christmas with the fatherly Saint Santa in the wintry lounge giving the fresh souls a first foretaste of heaven and hell.